ZEV Bremen

Veranstaltung "Elternsorgen"

Veranstaltung der ZEV  //11.02.2020 // Quartiersbildungszentrum Morgenland

Veranstaltung Elternsorgen
Veranstaltung "Elternsorgen" der ZEV Bremen (Bild: Senatorische Behörde für Kinder und Bildung, A. Kemp)
Veranstaltung "Elternsorgen" der ZEV Bremen (Bild: Senatorische Behörde für Kinder und Bildung, A. Kemp)

Am 11.02.2020 fand im Quartiersbildungszentrum Morgenland die von der ZEV organisierte Veranstaltung „Elternsorgen“ statt.

An dem Abend waren Politiker aller Fraktionen, alle Senatoren, Trägervertreter, Wirtschaftsvertreter und Elternvertreter eingeladen und kamen zahlreich persönlich oder ließen sich vertreten. Sie alle lauschten den persönlichen Berichten von sechs betroffenen Eltern.

Die Eltern zeigten stellvertretend für viele andere Eltern auf, wie sich der große Fachkräftemangel im Erzieher*innenbereich im Alltag der Eltern, Kinder und Erzieher*innen auswirkt und anfühlt. Durch häufige Wechsel der Bezugspersonen in den Einrichtungen fehle es den Kindern an Vertrauen und Kontinuität, Eltern sein durch häufige Betreuungsausfälle und die damit verbundenen Organisationsaufwände gestresst, Arbeitgeber verlören das Vertrauen in die Zuverlässigkeit in die gesicherte Kinderbetreuung ihrer Mitarbeiter und Erzieher*innen müssten starke Schultern beweisen, um die Mehraufwände darzustellen, was selbstredend häufig zu Überlastungen führt.

Die Veranstaltung klagte nicht an, sie informierte. Sie hatte im Fokus, anhand realer Berichte über die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die Kinder zu informieren.

Die Gedanken der Zuhörer waren bei den berichtenden Eltern und alle hatten das Kind im Hinterkopf, zu dem die jeweilige Geschichte gehörte. Beispielsweise Meike und Peter*, die in ihrem Kindergarten ihre ersten Erfahrungen außerhalb des sicheren Schoßes der Familie gemacht haben – die in 3 Kindergartenjahren zehn verschiedene Erzieher als Vertrauenspersonen kennenlernen und akzeptieren sollten, die vom Fachkräftemangel getroffen wurden und deren Vertrauen durch ständige Wechsel und Personalmangel schlichtweg erschüttert wurde. Meike und Peter, die in ihrem Kindergarten erste Erfahrungen mit unserem Bildungssystem machen hätten sollen, die hätten frühzeitig mit gefördert werden sollen, die hätten gesehen werden müssen – was nicht stattfand, weil wegen des Fachkräftemangels niemand lange genug da war, um die Kinder so gut kennengelernt zu haben, um sie bedarfsgerecht zu fördern oder zu sehen. Sie werden älter, wachsen, kommen in die Schule, bringen sich und ihre Erfahrungen und Kompetenzen mit –  hält ihr Bildungsfundament, welches im Kindergarten hätte gegossen werden sollen? Was sicher ist: sie sind auf jeden Fall in nicht allzu ferner Zukunft ein wichtiger Teil unsere Gesellschaft!

Die Bildung, frühkindliche Bildung der Bremer Kinder heute bildet im wahrsten Sinne des Wortes das Fundament einer gebildeten zukünftigen Gesellschaft, unserer zukünftigen Bremer Gesellschaft.

Mit diesem Fazit und dem Appell an alle in ihrem Rahmen, mit ihren Möglichkeiten Lösungen zu finden und umzusetzen, um die unerträgliche Situation zu überwinden, beendeten wir den Abend – ließen keinen Raum für Diskussion. Wir wollten keine Rechtfertigungen oder Anschuldigen zulassen, weil wir nicht denken, dass diese zu Lösungen führen würden. Wir haben direkt informiert und danken allen Eltern für ihre Offenheit und Berichte.

Wir möchten nochmal deutlich betonen, dass uns natürlich bewusst ist, dass es auch viele Einrichtungen in Bremen gibt, in denen die Sorgen der Eltern nicht so groß sind und die Betreuung weitestgehend gut funktioniert. Natürlich freuen wir uns über solche guten Beispiele sehr! Aber die Schattenseiten sind da, unübersehbar, größer werdend, bedrohlich…

Unsere nächste Veranstaltung planen wir am 24.03. – hier wollen wir Lösungen erdenken. Kreative Lösungen.

Klar ist: Erzieher*innen kann man sich nicht backen – es muss vielmehr einen realistischen, strategischen Plan geben, hinter dem alle Beteiligten gemeinsam stehen und der eine mehrschrittige, maßnahmenbasierte Lösungsstrategie vorgibt.

Geschlossen haben wir den Abend mit einer Aussage von Nelson Mandela:
„Eine Gesellschaft offenbart sich nirgendwo deutlicher als in der Art und Weise wie sie mit ihren Kindern umgeht. Unser Erfolg muss am Glück und Wohlergehen unserer Kinder gemessen werden, die in einer jeden Gesellschaft zugleich die verwundbarsten Bürger und deren größter Reichtum ist.“

Packen wir’s an.

*Die Namen sind geändert.