ZEV Bremen

Ergebnisse der ZEV-Umfrage: Aktuelle Betreuungssituation

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Bericht des Weserkuriers zur Umfrage

Es werden hier Fragebögen ausgewertet, die zwischen dem 24.05.2020 und dem 06.06.2020 abgegeben wurden. In den Umfragezeitraum fällt die Öffnung der KiTas für Vorschulkinder am 01.06.2020. Die Eltern wurden per ZEV-Mailverteiler zur Teilnahme eingeladen. Darüber hinaus wurden die Träger gebeten die Einladung zur Umfrage an Ihre Eltern zu verteilen, es wurde passiv über die ZEV-Homepage zur Teilnahme eingeladen und die Umfrage wurde per Facebook über den ZEV Account geteilt.

Über 5.000 Menschen haben auf den Link geklickt und sich die Umfrage angesehen. 1.909 Personen haben einen vollständig ausgefüllten Fragebogen eingereicht. Es war für jeden nur eine einmalige Teilnahme zugelassen. Es sind Eltern von sehr vielen Trägern (BEK, KiTa Bremen, Elternvereine, AWO, Entdeckerhaus, Familienbündnis, DRK, Katholische Kirche, Waldorf, PME, PIB, Hans Wendt, Quirl, Fröbel, DIKITA, Christliche Elterninitiative, , Montessori, CEKIS, Bürgerhaus Mahndorf) vertreten.

Von den 1.909 Personen geben 23 Prozent an, dass ihr Kind regulär in einer U3-Gruppe betreut wird, knapp 70 Prozent in einer Ü3-Gruppe, 2,5 Prozent in einem Hort und 1 Prozent bei einer Tagesmutter und ca. 3,5 Prozent insbesondere in einer altersübergreifenden Gruppe. 42 Prozent geben an, dass das Kind vor CORONA für acht Stunden am Tag in einer Kindertageseinrichtung betreut wurde, knapp über 22 Prozent für sieben Stunden und 24 Prozent für sechs Stunden am Tag. Nach der derzeitigen Bewerkstelligung der Betreuung gefragt, wobei diese sich aus unterschiedlichen Maßnahmen zusammensetzen kann, wenn eine Maßnahme die Betreuung nur teilweise abdeckt, antworten ca. 50 Prozent der Eltern, dass sie die Betreuung derzeit ganz oder teilweise über einen Notbetreuungsplatz abdecken, knapp 8 Prozent greifen zusätzlich oder alternativ auf eine Betreuung durch Familienangehörige zurück, 40 Prozent betreuen ihre Kinder in der regulären Betreuungszeit ganz oder teilweise zu Hause und knapp 28 Prozent betreuen ihre Kinder ganz oder teilweise parallel zu ihrer Berufstätigkeit im Homeoffice. 

Von den Kindern, die in der Notbetreuung sind (962 der Befragten = Befragungsgruppe A), sind über 51 Prozent regelmäßig an fünf Tagen pro Woche in der Kindertageseinrichtung, 12 Prozent an vier Tagen, knapp 20 Prozent an drei Tagen und knapp 11 Prozent an zwei Tagen pro Woche. Die Auswertung der zusätzlichen Antworten zeigt, dass die Betreuung bei vielen von Woche zu Woche unterschiedlich ist; Bedarfe teilweise wochenweise angegeben werden und/oder die Tage an denen die Betreuungszeit wahrgenommen werden kann/wird wochenweise wechselt.

Abbildung 1: Frage 6 „An wie vielen Tagen in der Woche ist Dein Kind regelmäßig in der Notbetreuung?“

Auf die Frage an die Befragungsgruppe A aus welchem Grund einen Notbetreuungsplatz zugesprochen wurde, geben über 60 Prozent an, dass sie einen systemrelevanten Beruf haben. 18 Prozent nennen ihre Vollzeitberufstätigkeit als Grund. Etwas mehr als 4 Prozent geben an einen Notbetreuungsplatz erhalten zu haben, da das Kind ein Vorschulkind ist, und knapp 3 Prozent, da das Kind eine Frühförderung erhält. 10 Prozent geben Härtefallgründe an, bspw. Krankheit oder alleinerziehend, auf Grund derer ihnen ein Notbetreuungsplatz zugesprochen wurde.

Über 45 Prozent der Befragten der Befragungsgruppe A geben an, dass sie nicht wissen, ob bei Ihnen Platzsharing angewendet ist. Knapp 35 Prozent bejahen die Frage, ob bei Ihnen in der Einrichtung Platzsharing gibt, 19 Prozent verneinen es. Hinsichtlich einer festen Zuordnung der betreuenden Personen zu einer Gruppe zeichnet sich im zeitlichen Verlauf der Umfrage ab, dass sich diese in der Tendenz immer mehr durchzusetzen scheint und immer weniger Wechsel der eine Gruppe betreuenden Personen festzustellen sind.

Knapp 15 Prozent hätten gern einen Notbetreuungsplatz für ihr Kind, sehen aber derzeit keine Chance einen Platz zu erhalten und haben ihn daher bisher nicht beantragt. Mehr als 9 Prozent der Befragten geben an, dass die Aussage voll auf sie zutrifft, dass sie gern einen Notbetreuungspatz hätten, diesen beantragt haben aber keinen bekommen haben. Nach der Begründung für die Ablehnung gefragt, wird häufig angegeben, dass die Einrichtungen angegeben hätten, dass alle Plätze belegt seien oder kein Anspruch bestehe, da im Homeoffice gearbeitet werde. Teilweise geben Eltern an keine Antwort auf ihren Antrag erhalten zu haben. 15 Prozent der Befragten geben an, dass sie gern mehr Betreuungszeit hätten, als sie bekommen haben und 5 Prozent geben an, auch mit weniger Zeit auskommen zu können, als ihnen zugesprochen wurde. Über 19 Prozent der Befragten geben an, dass sie ihre Kinder nicht in die Notbetreuung geben wollen und die Betreuung so lange wie möglich zu Hause aufrechterhalten wollen. Über 15 Prozent der Befragten geben an, dass die Aussage voll zutreffe, dass sie sich durch ihren Arbeitgeber dazu gedrängt fühlen, ihr Kind in die Notbetreuung zu geben. Über 21 Prozent der Befragten stimmen der Aussage voll zu, dass sie noch nicht wissen, wie sie die Betreuung in der Schließzeit in den Sommerferien bewerkstelligen sollen; für 15 Prozent trifft diese Aussage teilweise zu, für über 44 Prozent trifft die Aussage nicht zu. Knapp 10 Prozent der Befragten geben an, dass sie einen Notbetreuungsplatz haben und die Bedarfe hierdurch derzeit vollumfänglich abgedeckt werden.

Von knapp 46 Prozent der Befragten wird angegeben, dass die Einrichtung den Kontakt zu den Kindern, die nicht in der Notbetreuung bspw. durch Materialzusendungen etc. aufrecht hält. Dabei stimmen ca. ein Viertel der Befragten der Aussage voll zu, dass die Kinder zu Hause durch die Einrichtung sehr gut betreut werden und ein weiteres Viertel gibt an, dass diese Aussage überhaupt nicht zu trifft. Über 30 Prozent der Befragten stimmen der Aussage voll zu, dass ihr Kind unter der derzeitigen Situation (Notbetreuung bzw. nicht in die Kita zu dürfen) leidet; weitere 30 Prozent geben an, dass diese Aussage für ihr Kind nicht zutrifft.

Zusätzlich zu den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten nutzten viele Eltern die Möglichkeit ihre persönliche Situation, Vorschläge, Ideen und Probleme in Freitextfeldern eingehender zu beschreiben.

Kernaussagen:

  • Sehr viele Eltern wünschen sich ein fundiertes Konzept zum weiteren Vorgehen
  • Sehr viele Eltern wünschen sich einen Feriendienst in der Schließzeit
  • Sehr viele Eltern beklagen die mangelhafte Kommunikation und die Kurzfristigkeit der Beschlusslagen
  • Sehr viele Eltern befürworten eine Öffnung der Kitas für alle Kinder, so dass auch die jetzt nicht in der Notbetreuung betreuten Kinder zumindest mit eingeschränkten Betreuungszeiten zurückkehren können
  • Viele Eltern machen sich Sorgen über die Bewerkstelligung eines guten Übergangs (U3/Ü3 und Ü3/Schule)
  • Viele Eltern geben an, dass die Betreuungszeiten nicht zu ihren Bedarfen passen und es einen immensen Koordinierungsaufwand gebe
  • Viele Eltern wünschen sich eine transparentere Information zur Platzvergabe
  • Viele Eltern wünschen sich eine transparentere Information zum Hygienekonzept. Manche Eltern machen sich Sorgen ob und wie in den KiTas dem Infektionsschutz Rechnung getragen wird und/oder wollen den Kontaktkreis nicht vergrößern.
  • Viele Eltern machen sich Sorgen über die Auswirkungen der fehlenden sozialen Kontakte
  • Viele Eltern bemängeln die fehlende frühkindliche Bildung ihrer Kinder und vermissen pädagogische Arbeit in der Notbetreuung – viele berichten, dass inhaltlich „nix stattfindet“
  • Viele Eltern beklagen, dass die Gruppenzusammenstellungen in der Notbetreuung nicht optimal sind und ihre Kinder in den Notbetreuungsgruppen keine zufriedenstellenden sozialen Kontakte haben und/oder von ihnen fremden Erzieher*innen betreut werden.
  • Einige Eltern geben an, dass sie auf Betreuungszeiten verzichten, um diese anderen zugänglich zu machen
  • Einige Eltern bemängeln, dass die Wiedereingewöhnung der Kinder bei Rückkehr in die KiTas zu wenig Beachtung findet.
  • Einige Eltern fordern eine Rückkehr zur Regelbetreuung und Aufhebung aller Restriktionen
  • Einige Eltern beklagen die unzureichende Aufrechthaltung des Kontaktes zu den Kindern zu Hause.
  • Einige Eltern beklagen, dass sie sich nicht ausreichend wahrgenommen fühlen
  • Einige Eltern  machen Vorschläge für eine organisationale Optimierung in den Einrichtungen
  • Manche Eltern fordern ein Corona-Elterngeld zum Ausgleich von Verdienstausfällen
  • Manche Eltern sind zufrieden mit der Umsetzung durch die Einrichtungen
  • Einige Eltern beklagen, dass die Bring-Situation durch die Hygienevorschriften (bspw. werden die Kinder nicht in den Einrichtungen sondern an der Tür übergeben) für die Kinder belastend sei
  • Es wird bemängelt, dass die Beitragszahlungen für Spielkreise nicht ausgesetzt wurden

Zusammenfassung der aus der Umfrage abzuleitenden Aussagen :

  1. Eine Hälfte der Eltern hat derzeit einen Notbetreuungsplatz für ihr KiTa-Kind, eine Hälfte nicht.
  2. Die Sicht der Eltern auf ein weiteres Herunterfahren des Infektionsschutzes ist sehr divergent – manche fordern eine sofortige Beendigung aller Maßnahmen, manche empfinden die Lockerungsmaßnahmen als zu weitreichend.
  3. Die meisten Kinder werden derzeit an fünf Tagen in der Woche im Notdienst betreut.
  4. Die meisten im Notdienst betreuten Kinder werden im Notdienst betreut, da ihre Eltern in einem systemrelevanten Beruf tätig sind.
  5. Viele Eltern, deren Kinder derzeit nicht in der Notbetreuung sind, wünschen sich eine Rückkehr ihrer Kinder in die KiTas, auch wenn dies nur mit eingeschränkten Betreuungszeiten möglich ist.
  6. Viele Eltern zeigen sich solidarisch mit den anderen Eltern und würden nicht mehr als ihre Mindestbedarfe einfordern.
  7. Vielen Eltern würde eine Lösung für die Überbrückung der Schließzeit in den Sommerferien sehr helfen.
  8. Die allermeisten Eltern wünschen sich ein transparentes Konzept zum weiteren Vorgehen und beklagen die Kurzfristigkeit der Änderungen in der Vergangenheit.

Ableitung der Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen:

  1. Eine klare, transparente und frühzeitige Kommunikation ist wichtig.
  2. Perspektive und Klarheit schaffen! Es sollte für die gesamte Gesellschaft ersichtlich sein, zu welchen Zeitpunkten und unter welchen Bedingungen welche Art von Betreuungszeiten gewährleistet werden können.
  3. Konkretisierung der Öffnung ab dem 15.06.! Es ist wichtig, dass schnellstmöglich ein verlässliches und tragbares Betreuungskonzept für die Zeit nach dem 15.06. verkündet wird, in dem beschrieben wird, in welcher Form die Rückkehr aller Kinder in die KiTas erfolgen soll. Die Betreuungsangebote sollten vor allem die Bedürfnisse der Kinder im Auge behalten und dabei die Elternwünsche möglichst weitreichend berücksichtigen. Dabei ist es weiterhin erforderlich, dass auch der Kontakt zu den Kindern gehalten wird, die auch nach dem 15.06. nicht in die Notbetreuung kommen.
  4. Für die Übergangskinder (U3/Ü3 und Ü3/Schule) sowie die anstehenden Eingewöhnungszeiten in Krippe und Kindergarten sollten schnellstmöglich Konzepte entwickelt und den Eltern vorgestellt werden.
  5. Es sollte über Alternativen zu den anstehenden  Schließzeiten nachgedacht werden.
  6. Wir alle sollten bereit sein, das Bestmögliche aus der Situation zu machen und so gut wie möglich auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Mitmenschen Rücksicht zu nehmen.

Ansprechpartner für Rückfragen:

Ann-Kathrin Rohde: ann-kathrin.rohde@zev-bremen.de

Petra Katzorke: petra.katzorke@zev-bremen.de