Wir sehen, dass es teils große Meinungsunterschiede gibt, wie die Kindertagesbetreuung am besten unter Pandemiebedingungen aufzustellen sei. Es gibt teilweise Vorbehalte gegen die aktuellen politischen Rahmenbedingungen, die für die Betreuung in Kindertageseinrichtungen gelten: weil sie Einigen zu weitgehend und weil sie Anderen zu wenig weitgehend sind. Es erreichen uns Elternmeinungen, die sich eine Regelbetreuung wünschen und Elternmeinungen, die sich für eine Verkleinerung der Kohorten aussprechen oder sich Betreuung in Kleingruppen wünschen. Diese Meinungsunterschiede zeigen sich aus unserer Sicht auch gesellschaftlich und sind für uns als Elternvertretung nicht aufzulösen. Was wir tun ist, dass wir ausdrücklich auf die unterschiedlichen Meinungen hinweisen, dass wir die Bedenken und Wünsche auch gegenüber der Behörde darlegen und argumentieren und somit versuchen alle an uns herangetragenen Meinungen bestmöglich zu vertreten. Was wir aber nicht können, ist eine Entscheidung darüber zu treffen, welche Meinung denn nun richtiger ist. Bei der Gewichtung der Meinungen stellen wir tatsächlich eher ein Gleichgewicht fest.
Im Spannungsfeld der Wünsche an die Kindertagesbetreuung unter Pandemiebedingungen
Eine Verkleinerung von Kohorten führt aufgrund der großen Komplexität der Stundenverteilung der Fachkräfte in vielen Einrichtungen direkt auch zu einer Einschränkung der Betreuungsumfänge. Diese Auswirkung wäre durch den Einsatz von mehr Fachkräften abzumildern oder aufzulösen, die aber leider bekanntermaßen derzeit am Markt nicht zur Verfügung stehen. Für viele Eltern sind die Betreuungsumfänge essentiell wichtig, da ihre Berufstätigkeit oder ihre sonstigen Tätigkeiten auf eine vollumfängliche Betreuung abgestimmt sind, vielleicht sogar ihre Existenz durch eine Einschränkung bedroht wäre. Es gibt natürlich auch Elternmeinungen, die generell alle Einschränkungen als nicht sinnvoll erachten und die sich eine Rückkehr zu einer weniger angstbehafteten Realität wünschen. Auch haben die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown aufgezeigt, dass sich für manche, insbesondere benachteiligte Kinder, Nachteile bis hin zu Gefahren ergeben, wenn für sie Betreuungsumfänge einbrechen oder sogar wegbrechen und auch diesen Kindern müssen wir gerecht werden. Als weiterer Aspekt ist festzustellen, dass große Kohorten bei Vorliegen eines positiven Falls auch direkt zu einem größeren Quarantänepersonenkreis führen und damit ebenso zu einer Reduktion des Betreuungsumfanges, auch für diejenigen, die für Regelbetreuung und somit große Kohorten plädieren, um auf möglichst große Betreuungsumfänge zurückgreifen zu können. Es ist festzustellen, dass viele Fachleute weiterhin davon ausgehen, dass das Infektionsgeschehen bei unter 10-jährigen Kindern unauffällig ist, gleichwohl es auch zurückhaltende Aussagen zu dieser Frage gibt – wir sind keine Fachleute und können uns an dieser Stelle nur auf derartige Einschätzungen verlassen. Da die Voraussetzungen in den Einrichtungen teilweise sehr unterschiedlich sind, scheint eine flexible Handhabung sinnvoll, statt pauschalierte Maßgaben umsetzen zu müssen. Auch halten wir eine Durchgängigkeit der vormittäglichen Maßnahmen zur Kontakteinschränkung in nachmittäglichen Betreuungen für sinnvoll, wie beispielsweise Hort oder auch in der privaten Freizeit (Verabredungen in den Kohorten). Sicherlich muss ein gutes Maß gefunden werden und immer wieder das aktuelle Infektionsgeschehen und Erkenntnisse zur Ausbreitung jeweils in neue Bewertungen und Regelungen einbezogen werden.
Eigenverantwortliches Handeln der Eltern
Was wir Eltern alle selbst in der Hand haben, sind unser Handeln und unsere Haltung. Es ist nach unserer Auffassung gut, wenn Bedenken ausgesprochen und diskutiert werden und wenn wir alle versuchen auch von unserer Meinung abweichende Meinungen gelten zu lassen. Es gibt einfach sehr unterschiedliche Beweggründe und Auffassungen und sie alle haben ihre Berechtigung. Uns allen liegt das Wohl unserer Kinder am Herzen und auch das Wohl der Beschäftigten in den Einrichtungen, der Menschen die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich fürsorglich und liebevoll in ihrem Beruf um Kinder zu kümmern. Unter eigenverantwortlichem Handeln verstehen wir ein eher abwartendes Handeln, was bedeutet, dass das Kind bei Erkältungssymptomen oder wenn es einen Verdachtsfall im näheren Umkreis gibt eher mal zu Hause behalten wird, bis eine Klärung vorliegt. Dies ist rechtlich nicht nötig und auch nicht durchsetzbar aber so können wir die Erzieherinnen und Erzieher und die Kinder, mit denen das eigene Kind in Kontakt kommen würde, schützen. Für den einzelnen mag es im ersten Moment eine Mehrbelastung sein aber auf die Kindertageseinrichtungs-Gemeinschaft gesehen, ist es sicherlich eine ertragbare Last, wenn hierdurch eine Quarantäne für eine ganze Gruppe bzw. Kohorte oder ein Infektionsgeschehen verhindert werden können.
Politische Unterstützung der sorgetragenden Eltern
Wir stehen in einem Dialog mit dem Bürgermeister und der Senatorin für Bildung und vertreten hier seit Beginn der Pandemie den Standpunkt, dass Eltern eine unkomplizierte und faire Unterstützung zukommen muss, wenn sie durch eine Infektion oder eine angeordnete Quarantänemaßnahme oder sogar eine freiwillige häusliche Quarantäne Unterstützung benötigen. Für behördlich angeordnete Quarantäne, auch des Kindes, werden Verdienstausfälle teilweise bereits übernommen – wir stehen dafür ein, auch weitere Lösungen zur Unterstützung und ein Verständnis für die Situation der Eltern in der Gesellschaft zu erreichen! Wir setzen uns dafür ein, dass Entscheidungen, die Familien und die Kinderbetreuung betreffen, klar, transparent und so rechtzeitig wie möglich kommuniziert werden.
Vielleicht helfen unsere hier dargelegten Ausführungen dabei, die Haltung der Zentralen Elternvertretung in Bremen in Bezug auf die aktuelle Situation nachzuvollziehen – es würde uns freuen!