Sehr geehrte Damen und Herren des Senats, liebe Bremerinnen und Bremer,
die aktuellen Zahlen sind erschreckend – für über 1.000 Kinder, davon 422 Kinder unter drei Jahren und 644 Kinder zwischen drei und sechs Jahren in Bremen konnte im laufenden Kindergartenjahr kein passender Betreuungsplatz gefunden werden. Dies ist nicht nur eine wirklich große Zahl, sondern es sind über 1.000 Kinder und Familien, deren Betroffenheit diese Zahl ausdrückt. Ob sie tatsächlich die Spitze des Eisberges ist? Das Vertrauen in die behördliche Ermittlung der Zahl krankt, wo doch im Mai diesen Jahres noch von rund 800 unversorgten Kindern die Rede war und unter den 1.000 eben nur diejenigen gezählt sind, die ihre Suche schriftlich gegenüber der senatorischen Behörde bestätigt haben. Dass eine politisch angestrebte Vollversorgung der ca. 18.500 drei- bis sechsjährigen Bremer Kinder nicht erreicht werden könne, wurde angekündigt – dass die nach den ambitionierten Versuchen der vergangenen Monate knapp 16.500 verfügbaren Plätze in dieser Klarheit nicht für den Bedarf ausreichen würde, hielt wohl niemand für möglich. Das alles zeigt: Das System ist überlastet. Die Planungen sind unzureichend. Die aktuelle Lage ist nicht hinnehmbar. Und die kommenden Jahrgänge sind geburtenstärker – das heißt, es wollen noch mehr und mehr Kinder einen Platz in einer Kindertageseinrichtung haben. Und das mit Recht. Mit ihrem Recht auf Betreuung und Integration. Mit ihrem Recht auf Bildung.
Aufgrund dieses Rechts auf Bildung ist es eine der wichtigsten Aufgaben, die zukünftigen Schulkinder in den Kindertageseinrichtungen auf ihre Schulzeit vorzubereiten. Damit sie beispielsweise das soziale Miteinander lernen und bei Bedarf eine Früh- oder Sprachförderung erhalten können. Das können sie nur, wenn sie gesehen werden – wenn sie einen Platz in einer Kindertageseinrichtung haben und hier zuverlässige und gut ausgebildete Menschen ihre Bedarfe erkennen und fördern. Diese Bedarfe müssen VOR dem Schuleintritt angegangen werden – HIER ist die richtige Zeit und der richtige Ort – HIER wird der Grundstein gelegt, für alles was folgt! Der Grundstein für eine erfolgreiche Schulbildung: Denn wer nicht lesen kann, kann sich nicht selbstständig informieren – wer nicht gelernt hat, sich Wissen anzueignen, kann keine nachhaltigen Entscheidungen treffen – wer nicht rechnen kann, kann nicht haushalten. Soll so die heranwachsende Generation aussehen? Was sich hier offenbart, ist die Wichtigkeit einer Überwindung des Bildungsnotstands! Wichtig für uns alle – für unsere Kinder und für die Gesellschaft, für die Zukunft unserer Gesellschaft.
Mit dem Ziel, den Kindern eine bestmögliche Bildung zu sichern, muss eine fundierte Bildungsgrundlage im Vorschulalter erreicht werden. Hierfür müssen ausreichend Plätze und gut ausgebildetes Personal in den Kindertageseinrichtungen sein. Die Politik muss anhand valider Planungsgrundlagen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Die Arbeit am Kind in den Kindertageseinrichtungen muss die oberste Prämisse des Fachpersonals sein. Die bürokratischen Hürden für die Errichtung und den Betrieb von Kindertageseinrichtungen müssen herabgesetzt werden. Der Erzieher*Innen-Beruf und die Ausbildung muss an die aktuellen Bedürfnisse der Arbeitnehmer angepasst werden und die wichtige Aufgabe, der sich die Erzieher*Innen für unsere Gesellschaft stellen, höchste Anerkennung finden. Diese Ziele zu erreichen mag ein langer Weg sein; ein steiniger Weg, aber er MUSS gegangen werden. Wir fordern Sie, Herr Bürgermeister Dr. Bovenschulte, und Sie, die zuständige Senatorin, Frau Dr. Bogedan, auf: Schaffen Sie Transparenz, bringen Sie ALLE an einen Tisch, entwickeln Sie Lösungen, formulieren Sie kurz-, mittel- und langfristige Ziele UND PASSENDE Maßnahmen zur Überwindung dieser Problematik – und setzen Sie sie um! Die nächste Anmeldephase steht im Januar bevor – es muss JETZT gehandelt werden.
Der ZEV-Vorstand
Petra Katzorke
Ann-Kathrin Rohde
Marc-Oliver Hohmann
Charline Troué
Katja Peschke