An den Präsidenten des Bremer Senats Bürgermeister Dr. Carsten Sieling,
An den Senat der Freien Hansestadt Bremen,
An die Bürgerschaft des Landes Bremen, z.Hd. der Fraktionen,
An die Träger der Kindertageseinrichtungen im Land Bremen,
An die freien Träger der Kindertageseinrichtungen in Bremen.
Appell für eine gute frühkindliche Bildung in der Stadt Bremen
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Sieling, sehr geehrte Senatorinnen und Senatoren, sehr geehrte Damen und Herren,
Bremen, 15. Februar 2019
die ZentralElternVertretung Bremen (ZEV-Bremen) vertritt trägerübergreifend die Interessen der Bremer Kinder im Alter von null bis sechs Jahren, der Hortkinder sowie die Interessen ihrer Eltern. Der Vorstand der ZEV wendet sich mit diesem Appell an Sie und fordert Sie auf, kurzfristig eine gute frühkindliche Bildung im Land Bremen umzusetzen!
Wir beobachten mit Besorgnis die prekäre Situation im Bereich der frühkindlichen Bildung und der Nachmittagsbetreuung von Grundschülern. Es gibt zu wenige Plätze für Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder; der Ausbau von Kindergartenplätzen kommt zu langsam voran, um allen Eltern eine passende Betreuung für ihre Kinder anbieten zu können. Wir vermissen zufriedenstellende Maßnahmen, die wirkungsvoll dem dramatischen Fachkräftemangel in den Krippen, Kindergärten und Horten entgegenwirken. Die Erzieherinnen und Erzieher können häufig ihrem Arbeitsauftrag nicht mehr gerecht werden und leiden stark unter den Folgen der Überbelastungen. Es kommt in vielen Kindertageseinrichtungen zu Restriktionen und Ausfällen des Betreuungsangebots bis hin zu Notdiensten. Dabei ist es unabdingbar, dass Eltern und auch deren Arbeitgeber sich auf die vereinbarte Betreuung verlassen können. Außerdem kommt besonders die inhaltliche pädagogische Arbeit in der frühkindlichen Bildung, also auch das Vorbereiten der Kinder auf die Schulzeit, in der Konsequenz der Personalknappheit viel zu kurz, obwohl eben gerade im Kindergarten der Grundstein für den späteren Bildungs- und Lebensweg der Kinder gelegt wird. Viele Familien mit Kindern können dazu eigene Tatsachenberichte anführen, die zeigen, wie sich diese Situation auf ihren Alltag auswirkt.
Der Vorstand der ZEV hat zu dieser Problematik in der zurückliegenden Zeit den Kontakt zu verschiedenen relevanten Gremien und der Senatorin aufgenommen und auf die besorgniserregenden Zustände hingewiesen. Unsere Gesprächspartner zeigten sich gesprächsbereit und es wurden bereits verschiedene Maßnahmen getroffen. Wir begrüßen dies; aber die eingeleiteten Schritte reichen nicht aus, um eine durchgreifende Verbesserung der Situation zu erreichen. Politik und Träger müssen weitere Maßnahmen
treffen. Wir, als Interessenvertretung der über 20.000 Kita- und Hort-Kinder sowie deren Eltern, verlangen wirksames politisches Handeln, um eine hochwertige frühkindliche Bildung im Land Bremen zu etablieren. Diese muss nachhaltig sein und sich an wissenschaftlichen Standards orientieren. Dieses Ziel wird nur mit einer deutlichen Steigerung des Budgets und zusätzlichen Fachkräften erreichbar sein. Die Ausbildung muss für alle vergütet werden und der Erzieherberuf eine gesellschaftliche und finanzielle Aufwertung erfahren.
Verstehen Sie diesen Brief als Appell für eine zukunftsweisende Gestaltung des Bereichs der frühkindlichen Bildung in der Stadt Bremen und als einen gesamtgesellschaftlichen Kraftakt, dem wir uns stellen müssen. Unsere Forderung lautet: Weisen Sie die frühkindliche Bildung als einen realen politischen Schwerpunkt aus! Handeln Sie schnell und machen Sie frühkindliche Bildung zu einem elementaren, finanziell passend ausgestatteten Bestandteil ihrer politischen Agenda! Sorgen Sie für eine Zukunftsperspektive für unsere Kinder, die wir dem von Ihnen mitzugestaltenden Bildungssektor anvertrauen. Wir fordern Sie auf, dafür zu sorgen, dass es zukünftig keinen Makel im Lebenslauf bedeutet, in Bremen eine vor- und schulische Ausbildung genossen zu haben!
Für Gespräche stehen wir zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
der Vorstand der ZentralElternVertretung Bremen